Naturauftakt & Naherholung

Biodiversität – insbesondere in der Schweiz in einem schlechten Zustand

Bevor wir Ihnen die natürlichen Schätze des Rombachtälis vorstellen lohnt sich ein Blick auf die Situation in der wir uns befinden. Die Artenvielfalt in der Schweiz – ist gefährdeter als in den meisten anderen OECD-Ländern.  Bei Säugetieren sind 36,6% bedroht (Platz 3 – im negativen Sinne), bei Vögeln 34,6 % (Platz 6 und dreimal mehr als im weltweiten Durchschnitt) und bei den Pflanzen 25,6 % (Platz 6). Die Schweiz 🇨🇭 liegt damit insgesamt auf Platz 5 im OECD Vergleich (im negativen Sinn).  

 

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Biodiversitätsinitiative & indirekter Gegenvorschlag sowie Stellungnahme des BR
 Der Bundesrat hat an seiner Sitzung vom 26. Mai 2021 zum Bericht der Geschäftsprüfungskommission des Ständerats (GPK-S) vom 19. Februar 2021 über den «Schutz der Biodiversität in der Schweiz» Stellung genommen. Er nimmt dabei auch Bezug auf seine Absicht, den Verlust der biologischen Vielfalt mit einem indirekten Gegenvorschlag zur Biodiversitätsinitiative zu stoppen.
 

Der Zustand der Biodiversität in der Schweiz verschlechtert sich weiter und ein Grossteil der nationalen und internationalen Biodiversitätsziele konnte bisher nicht erreicht werden. Dazu ist auf der Website der Biodiversitätsinitiative zu lesen:

„Überraschend ist dieser Befund nicht. Bereits 2017 hat der Umweltprüfbericht der OECD die Schweiz kritisiert. So hat die Schweiz unter allen OECD-Staaten am wenigsten Fläche unter Schutz und ist damit europäisches Schlusslicht. Das hat drastische Auswirkungen: Die Roten Listen gefährdeter und bedrohter Arten sind länger als in den Nachbarländern – 36 Prozent der untersuchten Arten in der Schweiz sind gefährdet.  

Der Zustand der Biodiversität in der Schweiz verschlechtert sich weiter und ein Grossteil der nationalen und internationalen Biodiversitätsziele konnte bisher nicht erreicht werden. Die Folgen: die schleichende und irreversible Schädigung unserer Lebensgrundlage. Höchste Zeit also, dass sich auch Politik und Behörden konsequent für deren Erhalt einsetzen.“

 
Erste Erhebung eines validen Naturinventars im Rombachtäli

Mit der Erhebung des Naturinventars, der bestehenden Bestandsaufnahme & dem Konzeptentwurf Naturauftakt Rombachtäli wird eine Kooperation von Bürgerinnen, Naturschutzverbänden, dem Heimatschutz, der Gemeinde Küttigen/ Rombach, des Quartiervereins Rombachtäli und des Kantons Aargau angestrebt. Ein Best Practice Projekt mit Multiplikationscharakter & eine Win – Win Situation im einzigartigen Natur- und Naherholungsgebiet Rombachtäli ist damit möglich. Aufgrund der aussergewöhnlich hohen Biodiversität – vor den Toren Aaraus und als Auftakt der Gemeinde Küttigen sowie des Juraparks – fand die erste Erhebung eines validen Naturinventars in der Gemeinde Küttigen – Rombach im Rombachtäli in mehreren Teilprojekten statt. 

Unbenannt

Diese erste Erhebung ist ein Beitrag der Bevölkerung im Rombachtäli zum Schutze bestehender und insbesondere kritisch bedrohter Arten, der hohen Biodiversität und historisch bislang nicht analysierten und berücksichtigten historischen sowie kulturellen Besonderheiten in der Landschaftskammer und dem ehemaligen Bohnerzabbaugebiet Rombachtäli (Gemeinde Küttigen/ Rombach).  Für das in den sechziger Jahren dicht bebaute Tal und Naherholungsgebiet in unmittelbarer Nähe zur Kantonshauptstadt, dass an drei Seiten an Wälder und den Rombach angrenzt, wurde bis heute kein Naturinventar seitens der Gemeinde erstellt, obwohl mehrere kritisch bedrohte Arten hier leben, sieben angrenzende Naturschutzgebiete und kartographierte kantonale Amphibienlaichplätze existieren. In Erhebungen konnten bislang  mehr als 100 Arten, darunter 26 bedrohte/ geschützte  registriert und erfasst werden. Erster Bericht Erhebung Naturinventar Rombachtälivs.1.3_18_05_27  Mehr Daten beinhaltet der Jahresbericht 2019.

Mehr als 1000 Datensätze zu den hier lebenden Arten wurden in nationalen Datenbanken erfasst. An den runden Tischen, an dem der Quartierverein Rombachtäli, die Stadt Aarau, die Gemeinde Küttigen, der Juraforst und der Jurapark Aargau teilnahmen, kam die Idee eines digitalen Landschaftsinventars für die Gemeinde Küttigen auf. In Folgegesprächen wurde diese Idee konkretisiert, von den zuständigen Personen in der Gemeinde weiterverfolgt und durch die Gemeinde genehmigt.

Expertenbericht zur Erhebung  Naturinventar „Fledermäuse“

Die Erhebung des Naturinventars Fledermäuse im Rombachtäli wurde vom erfahrenen und langjährigen Experten Peter Jean Richard in Zusammenarbeit mit Vorstandsmitgliedern des Quartiervereins Rombachtäli mittels Bat Loggern, einem Detektoren & Aufnahmesystem für Fledermäuse an 28 Standorten im Rombachtäli über jeweils eine Nacht vorgenommen. 4910 Rufe wurden unter Nutzung professioneller Software analysiert. Zudem fand ein Treffen mit dem kantonalen Fledermausschutzbeautragten des Kanton Aargaus vor Ort statt. 

Mit der grossen Menge der nachgewiesenen 10-13 Arten ist das Rombachtäli ein Aargauer Fledermausbiotop. Die Schweiz beherbergt ingesamt 30 Arten. Expertenbericht Fledermäuse Rombachtäli Juni 2018 Vielen herzlichen Dank an Peter Jean Richard.

„Die Kosten für eine Wiederherstellung beschädigter Ökosysteme sind zehnmal höher als für Naturschutz.“  Tim Kasten, stellvertretender UNEP-Direktor zur UNEP Studie 2010

343 Feuersalamanderlarven am Auftakt des Juraparks und an der Grenze zur Kantonshauptstadt

Eine hohe Anzahl von 88 Feuersalamanderlarven sowie 4 weiteren in einem Nebenfluss ausserhalb Standort 5 wurde bereits im 1 Feuersalamandermonitoring im Jahr 2018 nachgewiesen. Die Zahl ist angesichts der hohen Verdichtung, Müllproblematik und Nähe zur Kantonshauptstadt erstaunlich. Stand 2021: 343  Feuersalamanderlarven Bericht Monitoring Feuersalamander Rombachtälivs.1.2_18_06_30 

Standorte Feuersalamanderlarvenmonitoring

Ergebnisse Monitoring Erhebung I-III
Ergebnisse Monitoring Feuersalamanderlarven Erhebungszeitpunkte I – III (4 weitere Feuersalamanderlarven wurden in einem Nebengewässer des Rombachs registriert)

SRF Echo der Zeit 14.03.21 Thema Lebensraum Quellen mit einem Bild unserer Feuersalamander

Stetig neuer Müll – trotz Sammlung von 200 KG Abfällen durch Quartierverein

Leider gibt es auch sehr bedenkliche Erkenntnisse. Im Rombach und den umliegenden Wäldern / Hecken wurden im April 2018 mehr als 200 Kilogramm Müll eingesammelt, der sich in knapp 60 Jahren Quartiergeschichte, Bau und Verdichtung angesammelt hatte. Seitdem findet sich stetig neuer Müll.

26 gefährdete/ geschützte Arten & jahrhundertealte Stollen vor den Toren der Kantonshauptstadt 

Das Vorliegen eines Naturinventars unterstützt alle Akteure dabei, wichtige Aspekte wie Naturschutz und eine Analyse aller Nachhaltigkeitsdimensionen umfangreicher zu beachten und auf Grundlage valider Assessments mit einem präventiven Blickwinkel zu agieren. Die Bevölkerung ist für den Natur- und Heimatschutz aktiv. Sie engagiert sich für den Erhalt der Arten, der Schöpfung und der Umwelt. Die Lebensqualität für heutige Generationen und unsere Nachkommen, ein nachhaltiger Mehrwert und eine reale Aufwertung sind direkt damit verbunden.

Die wichtige Schnittstelle Rombachtäli zwischen den Gemeinden Aarau, Küttigen/ Rombach und Erlinsbach muss nachhaltig aufgewertet werden. Der nationale Aktionsplan des Bundesrats und Bundesamts für Umwelt „Strategie Biodiversität Schweiz“ vom 06.09.2017 steht strategisch und inhaltlich in Kohärenz zu diesen Anliegen. Biodiversität und der Schutz der Natur sind bis in die Bundesverfassung hinein geregelt. Leider sind die Entwicklungen in der Schweiz nicht gut, wie der Bundesrat in seinem Bericht Umwelt Schweiz, 2015 festhält: 36 % der untersuchten Arten sind gefährdet, und 10 % sind potenziell gefährdet. Somit ist fast die Hälfte der einheimischen Arten mehr oder weniger akut vom Aussterben bedroht“. Setzen wir uns gemeinsam für den Schutz unserer Natur und des kulturellen Erbes unserer Heimat ein.

Konzeptentwurf Natur- und Heimatschutz, Biodiversität und nachhaltige Quartierentwicklung im Rombachtäli 

 
Sind diese erschreckenden Daten eine Frage der Gewichtung von Naturschutz und geschützten Flächen?  Ist es ein Entwicklungsproblem der Bevölkerung in westlichen Ländern, in der ein blinder Fokus auf Konsum & Gewinne mit fehlendem Interesse &  unzureichendem Wissen über Biodiversitätsdienste sowie mit einem zunehmend surrealen Verständnis unseres Lebens einhergeht ?  Oder liegt dieser Realität eine Politik zugrunde, die unfähig ist Menschen bei derart zentralen Themen partizipativ mitzunehmen ? Eine Politik, die anstelle zeitgemässer, breit abgestützter Lösungswege ungeachtet der Realität noch immer viel zu oft auf einzelne kompensatorische Symbolprojekte setzt ? Woran es auch immer liegt, die Fakten sind erschreckend & realer als viele Dinge, über die wir uns tagtäglich Gedanken machen. Der Begriff Realpolitik sollte angesichts dieser Daten – grundlegend überdacht werden. Es geht um nicht mehr & nicht weniger, als um den Zustand unseres Lebensraums sowie unseren Umgang mit der Schöpfung. Mehr Fakten: Weltbiodiversitätsrat – Globales IPBES Assessment Biodiversität & Ökosystemdienstleistungen 2019

Auswahl aus den Bilddaten Erhebung Naturinventar „Naturauftakt Rombachtäli 2.0“

„Die Unterwerfung der Politik unter die Technologie und das Finanzwesen zeigt sich in der Erfolglosigkeit der Weltgipfel über Umweltfragen. Es gibt allzu viele Sonderinteressen, und leicht gelingt es dem wirtschaftlichen Interesse, die Oberhand über das Gemeinwohl zu gewinnen und die Information zu manipulieren, um die eigenen Pläne nicht beeinträchtigt zu sehen.“
Franziskus (Jorge Mario
Bergoglio) (1936- ), Papst

Wir fokussieren nachhaltigen und präventiven Naturschutz auf Grundlage valider Assessments. Rein kompensatorische Massnahmen wie Amphibientreppen, Naturmodule, Vogelhäuser etc. sind gut, aber bei Weitem nicht genug. Sie werden gemäss der Einschätzung vieler Experten allzu oft mit falscher Prämisse, als unzureichender Ausgleich für die Zerstörung von Lebensräumen eingesetzt.

Lokal handeln, global denken.

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